In diesem Kalender sollen digitale Probleme, so wie wir sie als ältere Generation erleben, in kleinen Geschichten dargestellt werden.
Tag 1 Annettes Überraschung
Annette, lebt seit langer Zeit allein in ihrer gemütlichen Wohnung. Sie ist gerade dabei, ihre Zimmerpflanzen zu gießen, als das Telefon klingelt. Am anderen Ende der Leitung eine aufgeregte Frauenstimme mit leichtem Akzent: "Frau Müller? Hier ist die Rewe-Gewinnspielhotline! Herzlichen Glückwunsch, Sie haben einen unserer Gewinnspielpreise gewonnen – einen wunderschön floral dekorierten Reisenthel-Einkaufskorb!" Annette war sprachlos. Ein Einkaufskorb? Ausgerechnet sie? Voller Freude ließ sie sich die Details erklären.
"Wie kann das sein?", fragte Annette verwundert. "Ich habe doch gar nicht an einem Gewinnspiel teilgenommen." Die Anruferin erklärte ihr, dass bei jedem Einkauf bei Rewe automatisch eine Losnummer vergeben wird. In unregelmäßigen Abständen werden diese Lose gezogen und die Gewinner benachrichtigt. Besonders praktisch sei es, wenn man digital bezahle, da die Gewinner dann ganz einfach ermittelt werden könnten. "Sie können sich den tollen Korb auf unserer Homepage anschauen", fuhr die nette Frau fort. "Um den Gewinn zu erhalten, müssen Sie sich lediglich formell registrieren, damit wir auch wissen, wohin der Artikel geschickt werden soll und natürlich ihre E-Mail hinterlegen und lediglich eine kleine Bearbeitungsgebühr für den Versand überweisen."
Annette war hin- und hergerissen. Einerseits freute sie sich riesig über den Gewinn, andererseits kam ihr die Sache doch etwas komisch vor. Sie beschloss, ihre Tochter anzurufen. Diese war von dem Korb begeistert. "Mama, der sieht ja total süß aus! Und Reisenthel ist ja eine gute Marke. Überweis das Geld doch einfach." Ermutigt von ihrer Tochter, entschied sich Annette, sich doch anzumelden und den Betrag von 9,75 Euro für Verpackung und Versand zu überweisen…
Tag 2: Der Schock der Realität
Annette wacht mit einem mulmigen Gefühl auf. Die Ereignisse des Vortags kreisen immer noch in ihrem Kopf. Hat sie richtig gehandelt? Sie beschließt, sich noch einmal die E-Mail mit der Bestätigung anzusehen. Die detaillierte Rechnung und der Hinweis auf die längere Lieferzeit bestätigen ihre schlimmsten Befürchtungen.
Enttäuscht und wütend sucht sie das Gespräch mit ihrer Tochter. "Ich kann nicht glauben, dass du mir nicht früher gesagt hast, dass das alles Unsinn ist", wirft sie ihrer Tochter vor. "Ich habe dir so vertraut!"
Ihre Tochter versucht zu beschwichtigen, aber Annette ist nicht zu beruhigen. Sie fühlt sich verraten und alleingelassen. In der Seniorenrunde wird die Stimmung noch angespannter. Als Annette von der Rechnung erzählt, hagelt es Vorwürfe. "Was hast du denen denn nur alles an Informationen gegeben?", fragt eine ihrer Freundinnen. "Das passt doch von vorn und hinten nicht."
Annette fühlt sich wie in einem Käfig. Sie hat das Gefühl, von allen Seiten angegriffen zu werden. Um sich abzulenken, sucht sie die Natur auf. Während sie durch den Park spaziert, überkommt sie ein Gefühl der Ohnmacht. Sie hat das Gefühl, ihr ganzes Leben lang vorsichtig gelebt zu haben und trotzdem von Betrügern ausgenutzt zu werden. Zum Glück ist es keine riesige Summe, aber es schmerzt, ausgenutzt worden zu sein.
Am Abend erhält Annette eine weitere Mail von der vermeintlichen Gewinnspiel-Hotline. Darin wird sie noch einmal auf die Rechnung hingewiesen und aufgefordert, den Betrag schnellstmöglich zu überweisen. Annette ist einfach nur sauer, sie schiebt den Brief wütend in den Papierkorb, holt ihn später jedoch zurück…
Tag 3: Annette will sich wehren
Annette fühlt sich immer noch betrogen und wütend. Sie beschließt, nicht länger passiv zu bleiben und beginnt, eigene Nachforschungen anzustellen. Gemeinsam mit ihrer Tochter Lena, die sich bereit erklärt, ihr zu helfen, sucht sie im Internet nach Informationen über das Unternehmen hinter dem Gewinnspiel.
Die Firmenwebsite: Die Webseite des Unternehmens sieht äußerst professionell gestaltet aus und gibt zunächst wenig Anlass zur Sorge. Doch bei genauerer Betrachtung finden sie einige Ungereimtheiten: Impressum unvollständig, Kontaktdaten führen ins Leere.
Social Media bei Google und Co: In den sozialen Medien finden sie kaum Spuren des Unternehmens. Die wenigen vorhandenen Profile wirken gefälscht oder inaktiv.
Online-Foren: In Verbraucherforen stoßen sie auf ähnliche Berichte von Betroffenen, die von ähnlichen Gewinnspielen betrogen wurden. Die Kommentare sind ein Gemisch aus Wut, Ratlosigkeit und Hilflosigkeit.
Verbraucherschutz: Annette und Lena wenden sich an die Verbraucherzentrale. Dort erhalten sie ausführliche Informationen über ihre Rechte als Verbraucher und die Möglichkeiten, einen im Internet geschlossenen Vertrag wieder aufzulösen. Sie erfahren, dass sie innerhalb von 14 Tagen ohne Angabe von Gründen vom Vertrag zurücktreten können.
Eine Recherche in einer digitalen Anwaltskanzlei bestätigt, dass es sich bei dem Gewinnspiel um einen klassischen Betrugsfall handelt. Er rät Annette, eine schriftliche Widerrufserklärung an das Unternehmen zu senden und gegebenenfalls rechtliche Schritte einzuleiten.
Anette lässt die Bank prüfen, ob sie ihr Geld zurückbeordern kann.
Tag 4: Mariechen und Bank, das geht gar nicht
Erika bearbeitet in der Gruppe gerne die Vorbereitungen zu Theater-, Konzertvorstellungen aber auch gemeinsame Essen. Sie ist Industriekauffrau und war lange bei einer Bank beschäftigt. Heute ärgert sie sich, dass die Überweisung von Mariechen zur Vorstellung am Wochenende immer noch nicht eingegangen ist. 45 Euro fehlen ihr, sie hat das Geld längst für die Karten überwiesen. Heute war wieder keine Überweisung auf dem Konto. Sie wird Mariechen gleich anrufen und das mal klarstellen, so geht es nicht. Das System stimmt doch einfach nicht, dass alle bezahlt haben, nur immer die gleiche Dame kommt nicht in die Puschen.
Im Telefonat erinnert Mariechen daran, dass im Ort die Bank doch inzwischen geschlossen wurde, früher ist sie dann mal eben rüber zur Bank gegangen und hat den Überweisungsbeleg abgegeben. Das geht heute nicht mehr, sie muss dann mit dem Fahrrad - sie hat kein Auto - zum nächsten Ort radeln, um dort ihre Bankgeschäfte zu erledigen. Das kann schnell einige Tage dauern. "Erika, Du weißt doch, dass ich immer bezahlt habe, Du bekommst schon Dein Geld",
Ja, aber warum muss es immer auf den letzten Drücker sein, Du kennst doch die Termine, das war schon vor mehr als einer Woche fällig.
"Mariechen, ich verstehe, dass die Bank geschlossen hat. Das ist sicher nicht einfach für dich. Aber es wäre wirklich hilfreich, wenn du die Überweisung so schnell wie möglich tätigen könntest. Vielleicht gibt es ja eine Möglichkeit, das online zu erledigen, oder jemanden zu bitten, dir zu helfen?"
"Erika, ich weiß, es ist wichtig. Ich werde mich so schnell wie möglich darum kümmern. Aber es ist einfach nicht so einfach wie früher."
"Ich weiß, und ich möchte dich auch nicht unter Druck setzen. Aber es wäre schön, wenn wir eine Lösung finden, damit wir alle entspannt in die Vorstellung gehen können. Wenn du magst kann ich dich unterstützen und wir finden einen Weg zu einer Online Überweisung. Zum Glück hast du ja alle Anforderungen mit Computer und Smartphone schon installiert, du musst dich endlich entscheiden."
Tag 5: Unsichere Bankgeschäfte
Einige Tage später: Mariechen ist mal wieder unterwegs in den Nachbarort, sie muss 3 km radeln, um dort ihre Banküberweisungen zu erledigen. Es ist immer wieder ein Angang für sie, sie fühlt sich zunehmend überfordert.
Sie hat heute drei Rechnungen mitgebracht, die endlich überwiesen werden müssen. Zögerlich schreitet sie zum Überweisungsportal in der Schalterhalle. Das Umfeld ist ihr unangenehm, es kommen immer wieder Personen vorbei. Sie merkt, dass sie unruhig ist, ihr Puls erhöht sich.
OK los geht’s:
Sie nimmt die erste Rechnung aus ihrer Tasche und legt sie auf die winzige Ablagefläche an diesem Terminal. Jetzt Kontonummer eingeben, den PIN Code eingeben und die Informationen auf dem Bildschirm eintragen. An wen soll die Überweisung gehen? Den IBAN-Code suchen und die endlose Nummernfolge eingeben, Zahl für Zahl prüfen, scheint ok zu sein. Den Überweisungsbetrag, die Rechnungsnummer muss sie unbedingt eingeben und eventuell zusätzlich geforderte Informationen, Aktenzeichen, etc., ….
Jeder Empfänger fordert etwas andere Informationen. Ihre Hände zittern etwas, sie schaut sich immer wieder um. Steht jemand hinter ihr? Wer? Wie weit weg? Können sie sehen, was eingegeben wurde, dürfen sie das sehen? Sie hasst es, dass ihre Privatsphäre nicht besser geschützt ist. Stress pur!
Muss sie am Ende noch einmal den PIN-Code eingeben? Hat sie diesen überhaupt im Kopf oder doch irgendwo notiert? Ok, es hat endlich geklappt, die erste Buchung ist geschafft, noch zwei weitere müssen folgen, eine davon geht an Erika.
An diesen Tagen fühlt Mariechen sich immer besonders gestresst. Die Atmosphäre am Terminal bereitet ihr im mittleren Rentenalter immer mehr Mühe. Und dann sagen alle, dass diese Art der Überweisung eigentlich die teuerste Art ist, Bankgeschäfte zu betreiben, das soll Erika ihr noch einmal erklären.
So geht es nicht weiter …
Tag 6: Die Tücken der Bahn App
Das muss jetzt mal raus: Lust und Frust mit der Bahn App. Die Bahn fährt ja bekanntlich immer ()pünktlich. Aber es ist für normale Sterbliche ohne Touristisches Staatsexamen manchmal etwas schwer, deren Prozesse zu durchdringen und nicht als Schwarzfahrer am Ende dazustehen. Ich bekenne, ich war in dieser Woche Schwarzfahrer und habe mindestens 3 Mitfahrer fast ins Verderben gestürzt. Und das kam so …
Vor einer Woche hatte ich eine tolle Gruppenfahrt nach Münster zum Weihnachtsmarkt. Mit 21 Personen, einige haben eine BahnCard, für alle übrigen hatte ich Schöner Tag Gruppentickets 5 Personen für 52,20 Euro besorgt. Sie gelten aber erst ab 9 Uhr. Wir wollten einige Minuten vorher schon fahren, uns schließlich brav auf Abfahrt Punkt 9 Uhr arrangiert. Entspanntes Fahren war angesagt. Die Stadtführung in Münster mit Friedenssaal und der Weihnachtsmarkt mit Glühwein, alles passte.
In dieser Woche fuhren wir nach Köln, ich besorgte ein 4er-Ticket für 38,80 Euro und dachte alles sei in Ordnung, abgestempelt, sogar vierfach, weil 4 Personen. Am Bahnhof hatten wir unerwartet 30 Minuten extra Zeit: Ich sprach dort mit Ingrid, die ebenfalls eine Gruppe mit Tickets versorgte, Sie hatte, allerdings wieder ein schöner Tag Ticket gekauft und dafür nur 33,75 Euro bezahlt.
Ich hatte am Automaten die falsche Karte gewählt, aber es kam noch schlimmer. Mein Ticket berechtigt 4 Personen für eine Fahrt. Die Weiterfahrt und Rückfahrt sind nicht abgedeckt. Bei der Weiterfahrt von Deutz zum Ziel war für mich die Welt noch ok, innerhalb einer Stunde Umstieg ist das möglicherweise abgedeckt.
Schlimmer wurde es zwei Stunden später als wir von Köln Deutz zum Heumarkt fuhren. In der U-Bahn sah ich riesengroß das Schild vor mir, Schwarzfahrer 60 Euro und Anzeige. Diese Tafel prägte sich mir deutlich ein. Ich fühlte mich schlecht und sehr aufgeregt. Ein Kontrolleur hätte bestimmt schon an meiner Gesichtsfarbe gesehen: Bingo! Ein Opfer! „Die Fahrkarten bitte!“ Immer wieder schaute ich mich um, wer wohl die Kontrolle starten würde.
Zum Glück waren es nur drei Stationen, ich fühlte mich extrem erleichtert, als ich aussteigen konnte. Ich habe sofort, noch vor der Essensbestellung ein 24-Stunden-Ticket nachgekauft für 33,75 €. Das Lehrgeld musste ich leider ausgeben. Habe ich jetzt 240 € gerettet, oder 38,80 € für das ursprüngliche Ticket in den Sand gesetzt. Ich tendiere zur Rettung, ich hätte keinem Kontrolleur mehr unter die Augen treten können. Es kam übrigens keiner, weder auf der Hinfahrt noch auf der Rückfahrt.
Und Hermann, der allein zurückfahren wollte, musste für sein Einzel-Tagesticket etwa 18 Euro bezahlen. Da waren wir doch noch gut bedient.
Ich betone ausdrücklich, dass ich jegliche Verantwortung für irreführende Interpretationen der Bahntarife ablehne!
Tag 7 Olafs Smartphone
Olaf sitzt mit seiner Frau Brigitte am Kaffeetisch. Thomas ist zu Besuch. Die Stimmung ist bedrückt. Olaf sieht deprimiert bis verloren aus und zuckt mit den Schultern. "Ich habe mein Handy verloren", sagt er schließlich. Brigitte assistiert ebenfalls betrübt: „Wir haben alles abgesucht, mehrfach, im Haus und im Auto ist es nicht. Olaf: gestern war ich in der Stadt essen, dort hatte ich es noch. Ich habe dort schon nachgefragt. Nichts.“ Bei der Polizei und im Fundbüro ebenfalls nicht. Ich fürchte, es ist verloren, oder sogar geklaut, meint Olaf.
Thomas fragt irritiert: „Kannst du dich selbst anrufen? Ist das Smartphone entsperrt, oder musst du dich erneut autorisieren bei jeder Nutzung? Welche sensiblen Daten hast du darauf gespeichert.
Olaf fasst zusammen: ich erreiche das Telefon nicht (mehr), es ist ja auch schon seit gestern Abend verschwunden, ohne dass ich es bemerkt habe. Ich hatte es gestern beim Essen mal benutzt, um etwas zu zeigen. Nach der Nutzung geht das Smartphone zunächst in Schlafmodus, bis es nach etwa 3 Stunden komplett auf stromlos schaltet. Erst danach muss ich mich neu anmelden mit Passwort oder Fingerabdruck. Ich habe damals keine GPS-Verfolgung installiert. Wäre auch zu schön, heute einfach den Standort abzufragen und schwupps, kannst du dir das Telefon wieder abholen. Olaf ist nur wütend.
Thomas fragt ihn, „was sind denn die wichtigsten Daten, die damit verloren sind?“
Olaf fasst zusammen: Also, wenn Profis das Handy durchstöbern könnten, dann wird es eng,
Also meine Mail ist selbstverständlich dort drauf, alle Telefonnummern unserer Bekannten und von Firmen, das allein sind hunderte, ich kann mit dem Handy meine Bankgeschäfte vornehmen. Und die Bildergalerie hat etliche Gigabyte an Bildern, also tausende Bilder.
Thomas findet. „Der erste Schritt ist, deinen Mobilfunkanbieter zu kontaktieren. Gib ihnen deine Telefonnummer und bitte sie, deine SIM-Karte zu sperren. Dadurch wird verhindert, dass jemand anderes mit deiner Nummer telefoniert oder SMS versendet. Wenn du selbst nicht ansprechbar wärest oder deine Rufnummer nicht zur Hand hast, kannst du auch den Sperr-Notruf 116 116 kontaktieren. Dieser Dienst sperrt alle Mobilfunkverträge in Deutschland.
Du sagtest, die Standortsuche ist nicht aktiviert, aber sie können es doch einfach mal versuchen.
Theoretisch könntest du dein Gerät auch aus der Ferne sperren, ein Passwort festlegen oder sogar Daten darauf löschen. Und deaktiviere die Zwei-Faktor-Authentifizierung für alle Dienste, bei denen dein Smartphone als zweiter Sicherungsfaktor eingerichtet war.
Ich denke, es ist absolut vorrangig, dass du mit deinem Mobilfunkanbieter alle Möglichkeiten abklopfst. Mach das besser sofort, wir können morgen weitersprechen. Thomas kann im Moment nicht helfen.
Tag 8: Schadensbegrenzung
Olaf war den Rest des Tages damit beschäftigt, mit der Telekom und Samsung über Sicherungs- und Rettungsmaßnahmen zu sprechen. Er hatte sich bald eingestanden, das Telefon werde ich nicht wiedersehen, also rette, was noch möglich ist.
Er wurde ein wenig aufgefangen, als er feststellen konnte, dass einige Daten und Dateien gesichert sind, einerseits in der Cloud und andererseits auf seinem PC zu Hause. Den Zugriff auf den Cloudspeicher hat er unverzüglich unterbrochen und mit der Hotline neue Passwörter vereinbart. Der Kontakt in der Hotline konnte ihn auch etwas beruhigen, er hatte keine ungewöhnlichen Datenflüsse auf den Cloudserver feststellen können. Die Trackingabfrage war ergebnislos, vielleicht nicht gerätemäßig installiert oder nicht aktiviert.
Er hat auch mit seiner Bank telefoniert, auch hier sind keine Auffälligkeiten berichtet worden. Die letzte Kontenbewegung war länger als 48 Stunden her. Positiv auch hier, dass seine Bankgeschäfte doppelt gesichert sind durch die 2 Faktor Autorisierung. Typischerweise macht er alles im Homebanking und lässt bei Überweisungen beispielsweise den zweiten Faktor auf dem Smartphone bestätigen. In seinem Fall durch anderes Gerät und Fingerprint. Das war für ihn immer sicher gewesen. Selbst für die Kontostandabfrage vom Smartphone war eine zusätzliche Fingerprintidentifizierung erforderlich.
Im Moment ärgert er sich am meisten, dass die Bilder des letzten Monats noch nicht aktiv gesichert worden sein könnten. Er hatte zwar häufig mit Brigitte Bilder ausgetauscht, aber schon einige Lücken feststellen müssen.
Auf seinem PC zu Hause rief er die gemeinsame Korrespondenz im E-Mail-Konto auf. Glücklicherweise werden Smartphone und PC in Echtzeit synchronisiert. Er scannte die als besonders wichtig gekennzeichneten Dokumente und bereitet sich darauf vor, einigen Kontakten zu schreiben, dass sein Smartphone abhandengekommen ist und sie noch mal schreiben sollten, falls eine Antwort fehlt.
Er sah einen riesigen Berg an Aufräumungsarbeiten am zukünftigen Smartphone und am PC auf sich zukommen. Sein Smartphone war wohl verloren, aber nicht aktiv gehackt worden, ein kleiner Trost.
Das Einrichten eines neuen Smartphones war viel aufwendiger als der Wechsel des Smartphones, bei dem die Daten als kompletter Speicherchip übertragen werden.
Der Polizei hatte er schon über den Smartphoneverlust gemeldet, jetzt will er auch noch mit der Versicherung sprechen, welche Kosten übernommen werden. Er meint, dieser Verlust sei mitversichert.
Tag 9: Recherchen zum Korb:
Annette geht es inzwischen etwas besser. Der Betrag für den Einkaufskorb ist doch überschaubar, aber ihr Gerechtigkeitsgefühl revoltiert weiter. Sie will denen zeigen, dass sie sich wehren kann. Und überhaupt, es ist immer noch unklar, ob sie jemals den Korb bekommen wird. Freude hat sie ohnehin keine mehr daran.
Annette sitzt vor dem Computer und starrt auf die Firmenwebsite. Ihre Hände zittern leicht, während sie die Tastatur betätigt. Inzwischen ist klar, dass es sich eindeutig nicht um die Firma REWE handelt, jemand hat deren Namen missbraucht. Annette hat versucht, telefonisch oder schriftlich Kontakt mit dem Fake Unternehmen aufzunehmen, um ihren Widerruf geltend zu machen. Sie wird jedoch von einem Callcenter nach einer unendlich langen Warteschleife in die Irre geführt und muss sich durch einen bürokratischen Dschungel kämpfen. Hoffnungslos! Zum Glück kam keine weitere Mail von dieser ominösen Firma mit einer netten Erinnerung an die Zahlung.
Sie tippt die Adresse der Verbraucherzentrale in die Suchleiste ein und atmet tief durch. Ein Gefühl von Hoffnung mischt sich mit ihrer Angst.
Später spricht sie noch mit Lena über die Reaktionen im Forum. Die Empfehlung, direkt mal mit der REWE Gruppe zu sprechen, wird immer deutlicher. „Mama, mach dir keine Sorgen. Wir werden das schon schaffen. Ich rufe morgen mal bei der REWE Gruppe an und frage nach“.
Heute Nachmittag trifft sie sich mit der Seniorenrunde zum Kaffee. Sicher wird sie in ihrer Seniorenrunde über das Thema ausgefragt, sie hofft, diesmal mehr Empathie der Freunde zu finden.
Die Seniorenrunde bekundet ihr Verständnis für Annettes Lage und spricht ihr Mut zu, sich zu wehren und Hilfe zu suchen. Man soll die Leute nicht so einfach damit durchkommen lassen. Annette gesteht: „Ich fühle mich wie ein kleines Rädchen in einem großen Getriebe. Einerseits bin ich wütend, andererseits habe ich Angst, dass ich am Ende doch nichts erreichen werde".
Tag 10: Digitale Vorsorge
Ulrike und Herbert haben Ihren Sohn Andreas und Tochter Sonja zu Besuch, es geht ihnen in den siebziger Jahren leider gesundheitlich nicht gut. Herbert war in diesem Jahr immer wieder im Krankenhaus und der Ausblick ist nicht sehr positiv. Er wirkt deutlich schwächer und antriebslos. Herbert hat bisher stets sorgfältig die digitalen Belange, Konten, Zahlungen, Verträge, den Hauptteil der Kommunikation und die Fotosammlung betreut. Ulrike hat meist andere Themen im Haushalt bearbeitet und meidet den Computer, das Gerät ist ihr fremd geblieben. Mit dem Smartphone kommuniziert sie regelmäßig, ihr sind auch die Kontakte zu den Freunden und Bekannten sehr wichtig.
Für Andreas war es überfällig, dass sie das Thema Vorsorge miteinander ehrlich besprechen:
Vorsichtig beginnt Andreas: „Es geht um eure digitalen Angelegenheiten. Ich merke, dass Papa mit dem Computer immer weniger klarkommt, und das ist auch verständlich. Aber ihr und wir müssen uns Gedanken darüber machen, was passiert, wenn ihr einmal nicht mehr in der Lage seid, eure E-Mails zu checken, Online-Banking zu betreiben oder eure Fotos zu verwalten“. Herbert möchte das Thema abblocken, aber Ulrike pflichtet bei, „Ja, das ist für mich eine große Sorge, Herbert, du schaffst es nicht mehr, alles zu planen. Denke an die Probleme mit dem Versicherungsunternehmen, und dem Finanzamt. Es ist alles so kompliziert geworden. Aber Andreas, du wohnst doch über 100 km entfernt, wie kannst du uns denn unterstützen?“
Andreas hat mit Sonja vorher darüber gesprochen, "Es geht um viel mehr als nur um E-Mails. Eure Online-Banking-Daten sind wichtig, ebenso wie eure Passwörter für soziale Netzwerke und andere Online-Dienste. Ihr braucht Übersicht über eure Versicherungen und Verträge. Und was ist mit euren Fotos und Dokumenten, die ihr vielleicht in der Cloud gespeichert habt? Es wäre doch schade, wenn diese verloren gehen würden. "
Man merkt, dass es Herbert schwerfällt einzusehen, dass er nicht mehr alles allein bewältigen kann, aber dieses behutsame Gespräch mit seiner Frau und den Kindern hilft ihm sehr. Seine Gesundheit ist eben angeknackst und er will den Sorgen der Angehörigen und der Vorsorge für die Zeit danach nicht mehr im Weg stehen.
Andreas und Sonja fahren fort: „Wir möchten mal für mehrere Tage vorbeikommen und mit Papa und dir eure Akten, Verträge und den Computer durchsehen, eine Liste aller eurer Online-Kontakte erstellen. Wir können dann überlegen, wer im Notfall Zugriff auf diese Konten haben soll und wie wir die Passwörter sicher aufbewahren. Wir müssen auch eure Patientenverfügungen, Versorgungsvollmachten, Vertretungsvollmachten mal grundsätzlich überarbeiten, eventuell neu aufsetzen. Wir können nicht länger warten, oder den Kopf in den Sand stecken. Es ist uns sehr wichtig, euch zu unterstützen“.
Wir können den Computer auch so vorbereiten, dass ich über TeamViewer auch aus der Ferne mit Papa die Computerprobleme einsehen und auflösen kann.
Es wurde ein langer Abend, nachdem das Thema jetzt endlich angesprochen wurde. Dieses Gespräch war längst überfällig, endlich hat Herbert mal offen zugehört und sich nicht quergestellt, das war vor einem Jahr, vor seiner wiederholten Erkrankung noch ganz anders, da wollte er noch nichts von alldem hören.
Tag 11: Digitale Vorsorge 2
Zunächst ein Hinweis: Dies ist eine fiktive Geschichte und ist in keiner Weise eine Rechtsberatung, sie versucht lediglich aufzuzeigen, in welche komplexe Situation man kommen kann, oder an was man denken sollte!
Schon kurz danach kommen die Kinder erneut, um mit Herbert und Ulrike über die Vorsorge zu sprechen.
Diesmal ist Herbert deutlich aufgeschlossener, er hat mit Ulrike noch einige Gespräche geführt. Der Anstoß vor einigen Tagen hat ihn doch ziemlich bewegt. Heute wird auch ohne Einschränkung über ihr Testament gesprochen. Die Eltern haben nichts Besonderes vorbereitet und würden nach dem Berliner Testament sich gegenseitig als Alleinerbe einsetzen. Die Kinder oder Enkelkinder werden erst nachrangig erbberechtigt, nach dem Tod des zweiten Elternteils.
Natürlich respektieren die Kinder den Wunsch der Eltern, klären aber auf, dass das auch problematisch sein könnte, wenn höhere Vermögenswerte im Spiel wären. Die Eltern haben ein neues Haus und jetzt erfahren sie, dass der Vater einiges an Bar – und Anlagevermögen besitzt. Es erscheint sinnvoll zu prüfen, ob ein Teilerbe schon beim ersten Todesfall eingerichtet werden soll. Oder als Leibrente schon vorab zu Lebzeiten.
Die Entscheidung muss bei den Eltern liegen. Bisher hatten sie immer Bedenken, zu früh Haus und Hof aufzugeben, „man weiß ja nicht, was für Pflege im Alter noch benötigt wird“. Man sollte allerdings rechtzeitig mit warmen Händen geben, sonst meldet sich vielleicht das Finanzamt wegen der Erbschaftssteuer.
Wichtiger ist allerdings, dass sie gemeinsam mit den Kindern die Versorgungs-, Vertretungsvollmachten und geplante Patientenverfügung, Bankvollmacht und Digitalvollmacht durchgesehen und aktualisiert haben.
Dann haben Vater und Sohn sich alle Bankbewegungen der letzten zwei Jahre angesehen und auf wiederkehrende Verpflichtungen geprüft und den entsprechenden Verträgen tabellarisch zugeordnet. Diese Zusammenstellungen wurden in einem Cloudspeicher mit Passwörtern geschützt zur gemeinsamen Einsicht und Pflege bereitgestellt. Die Zugänge zu diesen Verträgen mit E-Mail und Passwörtern wurden geprüft und aktualisiert. Dadurch können im Notfall auch die Kinder die Kommunikation mit den Vertragspartnern aufnehmen. Wie hat Herbert mit diesen Firmen kommuniziert? Gab es Onlinekonten?
Bei der Sichtung der Verträge fiel unter anderem auf, dass einige Verträge seit Jahrzehnten nicht überprüft worden sind, zum Beispiel der Stromvertrag, es gibt hier Einsparpotential.
Es ist nicht erforderlich, hier alles aufzulisten, aber es war ein großes Stück Detailarbeit und Recherche erforderlich, um diese Dinge alle zu sichten.
Sonja hat parallel mit der Mutter gearbeitet, um mal die Fotosammlungen zu sichten. Tausende Fotos schlummern in den Archiven, ein riesiger Schatz für die Eltern, die das alles erlebt haben, aber was bleibt von Interesse für die nächste Generation?
Auf Herbert wartet noch die Aufgabe, die Korrespondenz zu sichten und auszudünnen. Andreas hat ihm Hilfe dafür zugesichert und zunächst dafür gesorgt, dass die Daten gesichert sind und dass er über TeamViewer später auch von daheim bei kritischen Themen Hilfe anbieten kann.
Insgesamt waren das sehr intensive Tage in der Familie. Eltern und Kinder fühlen sich erleichtert, dass sie diesen ersten Schritt gemeinsam geschafft haben.
Tag 12: Beginn des Online-Banking?
Erika ist bei Mariechen zum „kreativen Kaffeekränzchen“ eingeladen. „Bring bitte deinen Computer mit“, hatte sie noch gesagt. Plagt Mariechen ihr schlechtes Gewissen?
Mariechen hatte sich zu Herzen genommen, was Erika ihr zum digitalen Konto gesagt hatte, und dass sie immer wieder die Gruppe enttäuscht hatte durch ihre verzögerten Zahlungen.
Es wurde ein sehr langer Nachmittag, Erika zeigte ihr geduldig auf dem Laptop, wie man sein Girokonto auf ein Digitalkonto umstellen könnte,
Du hast schon ein Konto, einen Laptop oder Handy, mit dem du ins Internet gehen kannst. Sie rief die Internetseite der Sparkasse auf, bei der Mariechen ihr Konto führt, und speicherte diese schon mal unter den Favoriten
Erika erklärt ihr den Ablauf, wie sie die Anmeldeseiten für das digitale Konto aufrufen und ausfüllen könnte. Auf der Bankseite waren auch kleine Videos verlinkt, wie diese Anmeldeprozesse ablaufen, schnell innerhalb von wenigen Minuten erklärt, mit Erikas Hilfe ging es einfacher.
Mariechen war mit den Ausführungen schon sehr belastetet, ihr dröhnte der Kopf. Allein hätte sie wohl längst Schluss gemacht, aber Erika gelang es, ihr Mut zu machen, jetzt doch endlich diesen Schritt zu gehen.
Mariechen behielt sich vor, am Ende doch in ihrer Filiale im Nachbarort alles zu bestätigen, das erschien ihr sicherer als der Anmeldeprozess mit der Postident Funktion.
Erika hatte aber noch einige Asse im Ärmel: Die digitalen Überweisungen sind kostenlos, kommen am gleichen Banktag, oder einen Tag später an. Mariechen muss nicht den anstrengenden Fahrradweg hin und zurück fahren. Sie spart sogar noch jeweils einen Kaffee und ein Gebäck in dem Café neben der Bank.
Du kannst die Überweisungen ganz entspannt daheim, in deinem Umfeld und ohne Stress durchführen und musst diese blöden Aufgaben nicht tagelang vor dir herschieben. Du kannst dir alle Unterlagen in Ruhe bereitlegen, nicht auf dem kleinen Pult. Du kannst sogar Überweisungen direkt für spätere Monate vorbereiten und auf Termin einstellen. Für wiederkehrende Überweisungen an Personen oder Firmen kannst du Masken anlegen, damit nicht jeweils alle Daten neu einzugeben sind. Du änderst kurz Betrag und Rechnungsnummer und fertig. Die Überweisungen sind innerhalb von Minuten rausgeschickt
Durch zusätzliche Sicherungen und zwei Faktor Autorisierungen kann niemand an deine Daten kommen. Sie erklärte die Übermittlung von Sicherheitsabfragen über SMS mit Zahlencode bis zu Fingerabdruck und der Empfehlung, diese Sicherungen mit einem zweiten Gerät zu verbinden.
Auch die Problematik mit der blöden IBAN Nummer mit endlos vielen Zahlen konnte sie erklären. Falsche IBAN Nummern könntest du zwar eingeben, aber sie werden automatisch geprüft und blockiert. An einigen Beispielen konnte Erika das sehr schnell erklären.
Tag 13: Erste Schritte
Erika war eine liebe Vertraute in den Bankfragen und Mariechen fühlte sich sicher an ihrer Seite. Ich weiß, der Anfang ist schwer, du kannst mich jederzeit anrufen, ich habe das jahrelang in der Bank betreut. Aber diese Bankgeschäfte von daheim sind eindeutig für deine Situation die bessere Entscheidung, wir schaffen das. Du wirst dich schnell daran gewöhnen und möchtest es bald nicht mehr missen.
Einige Tage später fragte Mariechen Erika am Telefon, hast du nachher kurz Zeit, ich möchte jetzt wirklich die ersten Überweisungen einstellen, bitte schau mir noch einmal über die Schulter. Kein Problem, ich komme sofort, es ist mir wichtig, dass es bei dir funktioniert.
Mariechen hatte ihre Unterlagen schon parat und den Computer einsatzbereit. Sie navigierte schnell durch die Eingabemaske, fühlte nur eine Unsicherheit bei der IBAN Nummer, aber das war ja schon vorab geklärt. Alle Daten, Betreff, Kundennummer etc. waren eingegeben, sie überprüfte noch einmal das Formular, war zufrieden. Bis hier verlief es eigentlich so, wie es auf den vorgedruckten Formularen auch aussieht. Sie speicherte die Überweisung als Vorlage und schickte sie ab.
Bei der digitalen Überweisung muss eine Autorisierung vorgenommen werden. Früher gab es dazu Tafeln mit hundert Code Kombinationen, die sind zum Glück Geschichte.
Mariechen hatte sich als zweiten Faktor für die Autorisierung die Ausgabe eines Codes auf ihr Handy gewünscht. Sofort brummte ihr Telefon. Sie öffnete die Nachricht und fand den ZahlenCode. Diesen musste sie wieder in der Banking App auf dem PC eingeben und bestätigen. „Ihr Auftrag wurde entgegengenommen“. Das war jetzt unkompliziert. Mariechen war erleichtert. Erika ergänzte, dass sie in ihrer App den Code noch durch Fingerabdruck freigeben muss, aber hier bisher nicht.
Schließlich deutete Erika noch an, wie man im Bankkonto seine Aktivitäten archiviert ansehen kann, oder mit der SuchLupe auch prüfen kann, was früher passiert ist, auch die Überweisungen an Erika konnten über Monate zurückverfolgt werden. Die Suche kann gefiltert werden, nach Namen, Datum oder beispielsweise Beträge zwischen 60 und 80 €.
Aber Mariechen, ich habe eine wichtige Warnung für dich: Falle nie auf den Sparkassentrick herein: Du bekommst eventuell eine Mail oder einen Anruf, dass etwas mit deiner Anmeldung, oder mit deinem Konto nicht stimmt. Und man fordert dich auf, deine Kontonummer und Adresse, und schließlich deine Geheimzahl einzugeben! Das wird absolut nie per Mail von einer seriösen Bank gefordert. Mach das nie, du kannst mich dann sofort anrufen! Dieser Trick wird leider tausendfach versucht und immer wieder finden sie Opfer!
Tag 14: Bescherung
Annette kann es nicht fassen, heute hat sich alles zum Positiven gewandelt! Aber der Reihe nach:
Ihre Tochter Lena hatte mit der REWE-Gruppe telefoniert und ins Schwarze getroffen. Man war extrem ungehalten, dass diese schwarzen Internetkanäle den guten REWE-Namen beschmutzen wollten. Man versprach, sich mit aller Macht dagegen zu positionieren.
Schon am nächsten Tag ging eine Gutschrift der vorgelegten Versandpauschale auf Annettes Konto ein. Auf der REWE Firmen Internet Seite wurde ein Artikel abgedruckt: „Gegenwärtig wird von verschiedenen Seiten versucht, sich den Namen REWE zu eigen zu machen, um Kontakte mit gefakten Gewinnspielen auf sich aufmerksam zu machen und danach finanziell abzukassieren. Gehen Sie nicht darauf ein, es wird kein Gewinn auf Sie zukommen, das Geld ist einfach nur weg“.
Da Lena auch mit der Verbraucherzentrale über diesen Fall gesprochen hatte, wurde auch in deren Aktuelle Nachrichten zu neuen Betrugsmaschen dieser Fall zitiert.
Annette war dann noch mit ihrer Mutter zum Einkauf nach Rewe gefahren. Irgendwie war sie heute terminlich sehr unflexibel gewesen. Im REWE-Markt, wurden sie von der Geschäftsführung mit einem Reisenthel Einkaufskorb empfangen, gefüllt mit den feinsten Leckereien und Wein aus dem REWE Markt. Der Geschäftsführer richtete aufmunternde Worte und Dank an Annette. Ganz zufällig war auch ein Fotoreporter des Lokalanzeigers im Markt und lichtete das Trio mit dem Korb ab. Annette war einfach überwältigt.
Am nächsten Tag fand sie zudem noch einen Artikel mit ihrem Bild von gestern über die Gefahren und Verlockungen der Internet-Fake Anrufe und einem erfolgreichen Abschluss dieser Geschichte. Annette war einerseits stolz, aber auch etwas beschämt, da sie ja zunächst auf diesen plumpen Anruf hereingefallen war.
Die Fake-Firma hat sich nie wieder gemeldet …
Tag 15: Theos Telefonrechnung
Theo erzählte in der Seniorenrunde von einer deutlich überhöhten Telefonrechnung, an die 100 € im letzten Monat, die er sich nicht erklären kann. Theo und Berta leben allein und freuen sich immer, wenn die Enkel mal zu Besuch kommen. In den Schulferien war Lars eine ganze Woche bei ihnen, aber gesehen haben sie ihn meistens nicht. Lars hockt dann gerne in Theos Arbeitszimmer und zockt stundenlang auf dem Computer. Er bringt sich auch seine eigenen Gamingstation und Kopfhörer mit. Die Großeltern finden das leider überhaupt nicht gut, aber lassen ihn letztendlich gewähren, er ist ja inzwischen alt genug.
Ob Lars etwas mit der erhöhten Telefonrechnung zu tun hat? Theo kann es einfach nicht glauben. Lars hat mir immer versprochen, dass er nichts anstellen wird, man hört doch so viel darüber.
Wir sprechen in der Gruppe darüber. Vielleicht hat er, ohne es zu merken, ein Spiel angeklickt, das kostenpflichtig ist. Besonders bei Spielen oder Chats können schnell hohe Summen zusammenkommen. Aber er muss doch einerseits ein bestimmtes Alter haben, um das zu tun, andererseits auch die Passwörter kennen.
Theo ist sich sicher, dass er keine Zustimmung zu einer Bestellung gegeben hat, oder Passwörter freigegeben hat. Er scheut sich davor, seinen Enkel zur Rede zu stellen, sonst kommt der Bengel überhaupt nicht mehr. Berta will auch lieber nichts sagen, sie wollen ihn nicht verlieren.
Die Unterlagen, die er von der Telekom zur Verfügung eingesehen hat, weisen jedoch eindeutig auf diese Woche hin, wohl auch mit ausländischer Telefonnummer.
Wir bekräftigen in der Seniorenrunde, dass dieses Gespräch stattfinden muss, mit dem Enkel und den Eltern. Theo wird berichten, wie es weitergeht. Er macht sich sehr viele Gedanken…
Tag 16: Den Telefonkosten auf der Spur
Theo und Bertas Gespräch mit dem Enkel verläuft vorsichtig, aber schwierig. Lars bestreitet zunächst, etwas gemacht zu haben, oder kann sich schlichtweg nicht erinnern. Doch allmählich kristallisiert sich heraus, dass er ein neues Spiel mit Chat Partnern auch im Ausland ausprobiert hat. Viele in seiner Klasse haben es schon gespielt. Die Chatsprache war selbstverständlich auf Englisch. Der Zugriff ist ihm nicht mehr ganz bewusst. Hat er eine Bestellung aufgegeben? Musste er sich mit Namen anmelden? Das zumindest wird von ihm bejaht. Zahlungspflichtige Anmeldungen kann er von diesem Computer nur mit Theos Internetpasswort eingehen und zum Ende stellt sich heraus, dass der Enkel das Passwort kennt und schon vorher vereinzelt genutzt hat, ohne damit Kostenexplosionen zu veranlassen. Es ist das bekannte Familienpasswort mit Geburtstagen und dem Namen der Katze. Einfach zu erinnern, irgendwann mal genannt worden und nie geändert.
Theo sieht ein, dass er eine gewisse Mitverantwortung trägt, da seine Systeme nicht durch aktualisierte und komplexe Passwörter gesichert waren. Er hält sich mit Vorwürfen gegen den Enkel zurück. Der Enkel ist auch einsichtig. Die Kosten werden sie nicht zurückfordern können, aber diese werden von den Eltern übernommen. Der Haussegen kommt allmählich wieder ins Lot. Lars und seine Eltern analysieren den Bestellprozess und haben die zukünftigen Zahlungen durch Kündigung sofort auf Minimalschaden reduziert.
Lars bereut, dass er seine Großeltern hintergangen hat, bemüht sich jetzt aktiv zu helfen. Er bietet an, seinen Großeltern zu assistieren, eine sinnvolle Passwortstruktur aufzubauen, diese wiederfindbar zu speichern und diese für alle Fälle mit den Verwandten zu teilen, falls doch mal was passiert. Man will auf Katzennamen und Geburtstage verzichten. Berta ist froh, dass es doch glimpflich und ohne Bruch zwischen den Familiengenerationen ausgeht.
Tag 17: Der Spamfilter
Kurz vor Weihnachten hat Manfred sich noch einen Geschenkwunsch genehmigt. Es soll ein neuer Laptop kommen, die Black Friday Week lieferte mit den Sonderaktionen den finalen Impuls. Erwartungsvoll schaut er täglich in den Briefkasten, ob schon ein Paket avisiert wurde, oder beim Nachbarn abgegeben wurde. Doch es kam nichts.
Dann endlich kommt die erwartete E-Mail: "Ihr DHL-Paket konnte nicht zugestellt werden." Shit, gerade an dem Nachmittag war er nicht zu Hause gewesen. "Bitte vereinbaren Sie einen neuen Termin und bestätigen Sie noch einmal, dass wir an DIESE Adresse liefern sollen." Adresse, Telefonnummer und E-Mail seien zu bestätigen.
Er kontrollierte die E-Mail und merkte sofort, dass etwas nicht stimmte. Die Adresse war falsch, unter dieser Adresse würde der Anbieter nie kommunizieren, - auch nicht vom ausländischen Distribution Center und der Absender war nicht DHL. Wessen E-Mail endet schon …Bigislandfarms.com. Es war eindeutig Spam, die wollen nur unsere Adressen einsammeln und an andere verkaufen.
Er war erleichtert, dass er nicht auf den Trick hereingefallen war. Sein Spamfilter funktioniert. Er wusste, dass Spammer oft versuchen, persönliche Informationen zu sammeln oder sogar Geld zu stehlen. Nicht mit ihm!
Sofort hat er die E-Mail gelöscht und seinen Spamfilter überprüft. Er war sicher, dass er auf dem neuesten Stand war und dass alle verdächtigen Absender blockiert werden. Einige bekannte Fake Adressen hatten sich schon im Netz verfangen wie Obi, Lotto, Federal Express, Eilmeldungen aller Art.
Er kannte diese Tricks und sprach bei vielen Treffen über seine Beute. Sein Tipp: aktiv den Spamfilter nutzen und bereinigen und Vorsicht, wenn eine E-Mail von einem unbekannten Absender hereinkommt, speziell mit skurrilen E-Mail-Endungen. Nie auf diese Links klicken, oder persönliche Informationen preisgeben.
Manfred schaut noch mal die früheren Meldungen des Laptopanbieters und findet den normalen Liefertermin zum Ende der Woche zugesagt, diesem Absender kann er vertrauen. Und die zwei Tage gehen auch schnell herum. Hier wollte der Spam Lieferant stattdessen schnell noch Informationen abgreifen. Nicht mit ihm.
Wir sind froh, dass er seine Erfahrungen bereitwillig teilt und uns auf diese Methoden aufmerksam macht.
Tag 18: Ein neuer Laptop
Manfred brauchte nicht mehr lange zu warten, schon am nächsten Tag kam endlich der ersehnte neue Computer. Obwohl er ständig mit dem Computer umgeht und die Programme sehr gut beherrscht, hat er sehr viel Respekt vor der Installation. Er hat für abends seinen Sohn Michael gebeten, vorbeizukommen. Michael kennt die Hardware-Seite der Computerinstallationen viel besser als er. Schritt für Schritt arbeitet Michael sich durch sein Inbetriebnahmeprotokoll:
· Anmelden als neuer Besitzer, W-LAN Passwort eingeben, den Internet Explorer laden,
· Betriebssystem hochfahren, Manfred muss sich auf Windows 11 umstellen
· Das Mail System aufspielen und Testmail senden und abrufen
· Outlook und Kalender installieren
· Ins Hausnetzwerk einbinden, in die OneDrive Cloud eingliedern. Dateien übertragen,
· Banking App, WhatsApp und einige andere Favoriten müssen eingepflegt werden
· Den Passwortmanager installieren und die Passwörter in den Installationen zu bestätigen
· TeamViewer Installieren
· Die Synchronisation zwischen Computer, Laptop, Smartphone prüfen
· Bestimmt ist diese Liste nicht vollständig, dafür gibt es Experten
Michael sitzt einige Stunden an diesen Installationen, immer wieder unterbrochen durch System Neustarts zum Hochfahren einiger Programme. Der Laptop rödelt unentwegt.
Manfred schaut sporadisch vorbei, er möchte hier nicht stören, ab und zu erklärt Michael, warum zum Beispiel der TeamViewer ihm so wichtig ist. Michael wohnt einige Kilometer entfernt und über TeamViewer kann er jederzeit aus der Ferne Zugriff nehmen, um Probleme am Computer zu sehen und direkt zu beheben.
Am Ende ist der Laptop installiert und einsatzbereit, die Oberfläche sieht anders aus und erfordert Gewöhnung. Auf der Festplatte ist schon ein guter Teil des Speichers mit Programmen und Dateien belegt, aber das war eingeplant. Der Computer arbeitet superschnell.
Niemand verlangt von uns, dass wir diese Arbeiten selbst durchführen. Gut, dass unsere Kinder und Enkel das besser können als wir.
Manfred wird jetzt selbst mit dem Laptop starten und sich mit der neuen Struktur vertraut machen.
Tag 19: Oma Erna und das liebe Geld
Oma Erna ist ein Kind der frühen 50er Jahre. Bargeld war für sie so selbstverständlich wie das Atmen. Sie mochte das Gefühl der Scheine in der Hand, das Zählen der Münzen. Ohne Geld fühlte sie sich hilflos. Und jetzt soll es ja abgeschafft werden? Sie machte sich große Sorgen und sprach darüber mit ihrer Enkelin Sarah am Smartphone.
„Ach Oma, wir müssen darüber reden, das ist alles halb so schlimm. Ich besuche dich am Donnerstag, komm auf einen Kaffee vorbei und wir gehen zusammen einkaufen.“
Oma Erna hatte sogar einen Kuchen gebacken, ihren saftigen Zitronenkuchen, der hält ja noch ein paar Tage, eine Torte kann sie allein nicht mehr essen. Der Kaffee war auch schnell zubereitet. Es ist doch immer wieder schön gemütlich bei der Oma.
Danach legt Sarah nebeneinander ihr Portemonnaie, ihre Bankkarte, ihr Smartphone und ihre Smartwatch auf den Tisch.
„Schau mal Oma, du kennst dich mit Scheinen und Münzen ja schon ewig aus und möchtest sie nicht missen, das will dir auch niemand nehmen, aber es geht auch anders, ich zeige dir das jetzt und danach gehen wir mal einkaufen“.
Oma, bitte zeig mir mal dein Portemonnaie: Es war prall gefüllt, "ach, fühl mal, wie schwer es ist, und das meiste davon sind die vielen Münzen.“
Erna hatte sich angewöhnt, beim Einkaufen mit den Scheinen und den größeren Münzen zu zahlen und das Wechselgeld einfach nur in das Münzfach zu werfen, es war proppenvoll. Sie war beim Einkaufen auch zu aufgeregt, besonders wenn hinter ihr an der Kasse schon andere Personen ungeduldig warteten. Am liebsten ging sie zur Mittagszeit einkaufen, dann war weniger los und sie schob schon mal der Kassiererin eine Handvoll Münzen rüber, „ach bitte zählen Sie doch für mich, ich kann das nicht mehr so gut sehen und ich zittere auch ein wenig“. Meistens waren diese Damen sehr verständnisvoll und geduldig.
„Liebe Oma, ich zeige dir jetzt, wie es anders funktioniert“, darüber kann ich euch, liebe Leser, leider erst morgen berichten.
Versucht doch vorab mal dieses Video zu öffnen. https://youtube.com/shorts/PKJrNpcMxfA?si=LLvqQnaR1elm6iAH ich hoffe es klappt.
Tag 20: Digitale Zahlung bei Aldi und …
Sarah zeigt ihrer Oma Erna zunächst ihre normale Bankkarte. Schau mal Oma, diese Karte ist wie bares Geld, damit kannst du überall zahlen.
Sie zeigt ihr wo die Kontonummer steht, das Ablaufdatum der Karte und den Chip, der mit den Kassenterminals kommuniziert. Und an diesen Funkringen erkennt man, dass die Karte auch für kontaktloses Zahlen geeignet ist. Deine persönliche Geheimzahl steht natürlich nicht drauf.
„Wie soll ich mir die Geheimzahl denn nur merken?“ „Oma, zunächst bekommst du eine Karte mit einer vorgeschlagenen Nummer, aber diese kann direkt mit der Bank auf eine einfachere, zu merkende Nummer geändert werden. Aber bitte nicht aufschreiben und ins Portemonnaie legen. Es ist zwar kompliziert, aber da kann ich später helfen.“
1. Bisher konnte man mit der Karte zahlen, wenn man sie in einen Schlitz im Lesegerät neben der Kasse einsteckt und dann deine Geheimzahl eingibt. Das funktioniert heute immer noch, aber es geht auch einfacher.
2. Ich zeige dir jetzt einmal, was noch geht: Du kannst auch mit der Bankkarte kontaktlos bezahlen, dann musst du die Karte nur an das Gerät halten und die Informationen werden kontaktlos übertragen. Manchmal musst du dann auch noch die Geheimzahl eintippen, aber nicht immer. Die Oma wird noch unruhiger, "das soll klappen"?
3. Ja und es geht noch weiter. Ich kann auch mit meinem Smartphone bezahlen. Ich habe eine Bezahl App installiert, die die Bankkarte ersetzt. Diese App starte ich kurz vor der Kasse, auf dem Telefon. Hier ist das N als Abkürzung für NFC NahFeld Zahlung angeklickt. Wenn alle Waren auf dem Band abgerechnet sind, kann ich mit dem Smartphone direkt am Kartenlesegerät kontaktlos übertragen, das geht nur über wenige Zentimeter. Auch hier ist nicht immer der Geheimcode erforderlich. Direkt nach der Zahlung sehe ich die Zahlung als abgeschlossen in der Bank Datenbank. Und ich beende die NFC Verbindung! Wenn du noch sicherer sein möchtest, kannst du mit der Bank auch Limits festlegen, zum Beispiel 200 € /Tag.
4. Oma, ich könnte sogar mit meiner Smartwatch direkt bezahlen, die überträgt dann auch das NFC Signal zum Lesegerät, aber das lassen wir mal für dich. Deine Uhr kann das noch nicht.
Oma, wenn du schon mal bei Aldi oder den anderen an der Kasse bezahlst, kannst du auch gleich Geld abheben, dann sparst du dir den Weg zur Bank. Das mache ich sehr regelmäßig. Schau mal in mein Portemonnaie, ich habe fast keine Münzen mehr. "Aber stattdessen über ein Dutzend andere Karte entgegnet die Oma schmunzelnd".
Nach der Erklärung gehen sie gemeinsam einkaufen und Oma Erna passt genau auf. Ist ja schon einfach und entspannend wenn man die ganzen Münzen nicht jedesmal umdrehen muss. Es geht alles einfacher und schneller. Sie wird bald zur Bank gehen und ihre eigene Karte beantragen. Sarah verspricht ihr, bei den ersten Einkäufe werde ich dich gerne begleiten.
Tag 21: Smartwatch
Bernhards Uhr brummt leicht, sofort schaut er hin und entschuldigt sich: „Oh, da muss ich jetzt mal kurz rangehen“. Er kann sogar direkt mit der Uhr sprechen. Es war etwas Familiäres, was er sehr schnell beantworten konnte.
Stefan fragte ihn danach, macht es dich eigentlich glücklich, wenn du immer erreichbar bist und dich selbst kontrollierst oder anderen Zwängen unterwirfst?
Bernhard schmunzelt und fasst zusammen: Also eine Uhr braucht jeder! Ich könnte überhaupt nicht meinen Tag organisieren ohne Uhr. Aber ich habe seit bestimmt 10 Jahren schon eine Smarte Uhr, die viel mehr kann, als nur die Zeit anzeigen. Dass ich damit allerdings Telefongespräche führe, ist extrem selten und eigentlich nur für super kurze Ja /Nein Verabredungen gedacht, sonst benutze ich mein Smartphone. Meine Uhr, mein Smartphone und mein Auto sind auch gekoppelt,
Meine Smart Uhr möchte ich nie mehr hergeben, meine nächste wird mit absoluter Sicherheit ebenfalls Smartfunktionen haben. Dazu gehören für mich unbedingt.
Fitness Funktionen wie Schrittzähler oder km Zähler mit aktiver Zeit. Ich habe Gesundheitsfunktionen wie Herzfrequenz, Blutdruck, EKG. Sie protokolliert meinen Schlafrhythmus, das ist mir wichtig, da ich einen sehr unruhigen Schlaf habe und sehr wenig Tiefschlaf. Sie zeigt mir sogar die Werte meiner täglichen Waage auf mit kg, bis BMI Index, (ich wusste es selbst nicht). Temperatur und Bewölkung für die nächsten Tage, das braucht man alles eher selten. Aber meine Termine für heute mit Erinnerung und eingehende Mail ist mir schon oft hilfreich gewesen.
Ich habe noch keine Bezahlfunktionen mit der Uhr ausprobiert, das funktioniert zwar auch, geht mir aber noch nicht so von der Hand, - mein Kopf will das auch noch nicht. Stattdessen habe ich verschiedene Motive für die Uhr Oberfläche aufgespielt und kann die Uhr auch mit Code schützen.
„Also hör bloß auf, ich würde die Krätze kriegen, wenn ich das alles mit mir rumschleppen müsste, das belastet mich nur“ meint Stefan. Du wirst ja mit Informationen erschlagen! Ich bin stolz auf meine schicke konventionelle Uhr, den ganzen SchnickSchnack brauch ich nicht.
Bernhards Zufriedenheit mit seiner Uhr hat nur eine Einschränkung. Die Batterie muss täglich auf der Ladeschale aufgeladen werden, er macht das immer parallel zum Duschen, die kurze Zeit reicht dafür, sonst ist er unzertrennlich an seine Uhr angepasst.
Bernhard ergänzt noch, dass man im Alter eventuell noch mehr Monitoring benötigt, seine Mutter hat eine Uhr mit Notruffunktionen, sie lebt allein und ist schon mehrfach gefallen und hat diese Uhr als Sturzkontrolle auf Empfehlung des Arztes bekommen. Ob die Kasse was dazu gibt, weiß er nicht. Die Uhr kann mit GPS Sender, jeweils den Standort vermitteln und ruft die Notrufzentrale an. Die Uhr erinnert sie auch an die Intervalle zur Medikamenteneinnahme.
Tag 22: Künstliche Intelligenz
Beim Seniorenstammtisch drehte sich heute mal viel um künstliche Intelligenz. Artur schlug das Thema auf mit den Worten „Ich glaube, ich bin umzingelt, alle Nachrichten und auch Zeitungen sprechen und schreiben nur noch über künstliche Intelligenz, dabei habe ich manchmal das Gefühl, alles sind nur die Resultate natürlicher Doofheit“.
„Ach Artur, du bist offensichtlich heute auf Krawall gebürstet, aber zu Hause muss Alexa, dir den Wetterbericht erklären, statt aus dem Fenster zu schauen“, entgegnet Hertha.
Sie war vor einigen Tagen mit einer Gruppe in Bonn im Museum für deutsche Geschichte in einer Ausstellung über Künstliche Intelligenz und hatte viele interessante Exponate gesehen. Dort wurden die Anfänge der KI dargestellt, die sie nicht wirklich erklären konnte, aber von dem Einsatz der KI war sie sehr beeindruckt:
MRT-Aufnahmen werden in riesigen, oft ratternden Röhren vorgenommen. Die Aufnahmen sind im wahrsten Sinne des Wortes sehr vielschichtig und die Analyse der Ergebnisse erfordert sehr viel Zeit. Ein Arzt erzählte, er würde allein davorsitzend mindestens 20 bis 30 Minuten benötigen für die Analyse eines Patientenbildes. Heute geht das mit der KI allerdings in Sekundenschnelle, der Zentralcomputer dazu steht aber nicht mehr im lokalen Krankenhaus, sondern manchmal auf anderen Kontinenten. Es ist doch einfach ein Segen, dass diese Entwicklungen uns auch eines Tages nutzen kann.
Ich habe dabei immer und bis heute dankbar daran gedacht, wie es Hartmut wohl ergangen wäre, wenn diese Diagnose und Analysemöglichkeiten noch nicht zur Verfügung gestanden hätten, als er so schwer krank war und seine Gesundheit am seidenen Faden hing.
Kurz danach ist Hartmut dann sogar von einem Operationscomputer operiert worden, und alles hat super geklappt. Der Chirurg hat das alles dann über Fernsteuerung übertragen zum Computer. Einfach toll, dass es so etwas inzwischen gibt.
Tag 23. Assistenz beim Autofahren
Vera hat aufmerksam zugehört, sie möchte dazu ebenfalls beitragen. Vera ist auch schon über 70 Jahre. Wir haben ein neues Auto bekommen, und darin ist fast alles verbaut, was man sich vorstellen kann. Gerade in ihrem Alter war sie mit ihrem Mann einig, sollte man alle Sicherheitsmerkmale nutzen, die erschwinglich erscheinen. Besonders auffällig ist das riesige Display, das besonders beim Einparken verschiedene Kamerabilder anbietet, von vorne, von hinten, der Seite, sogar die Abstände zu Hindernissen werden in cm dargestellt. Dazu sind im Auto etliche Kameras und Sensoren eingebaut.
Letzte Woche musste ich das Auto meines Bruders umparken, er hat noch ein älteres Modell ohne diesen Schnickschnack. Es ist schon erstaunlich, wie schnell man sich auf diese Assistenzsysteme umgestellt hat und sie nicht mehr missen mag.
Die Navigation auf dem Display ist ebenfalls deutlich weiterentwickelt worden. Man kann sein Ziel über das Mikrofon eingeben und in Sekunden wird eine Route vorgeschlagen, mit Kilometer und Ankunftszeit. Staus werden dabei umfahren. Auch wenn man die Adresse nicht genau kennt, weiß das Navi, wo eine Tankstelle, ein Möbelhaus oder ein Restaurant in der Nähe ist.
Und beim Fahren selbst wird man bestens unterstützt: Das Auto hält auf Wunsch eine bestimmte Geschwindigkeit, oder Abstand zum Vordermann ein, es beschleunigt oder bremst entsprechend. Spurhalteassistent und Verkehrszeichenerkennung sind ebenfalls inzwischen Standard. Gestern hat mein Auto eigenständig eine Vollbremsung vollzogen, als ein Radfahrer noch schnell die Straße queren wollte.
Unsere Bekannten haben in den USA mehrere Fahrten mit einem fahrerlosen Taxi unternommen, dort saß wirklich niemand am Steuer, es hat gut funktioniert. Aber das stelle ich mir hier lieber noch nicht vor, gerade bei unseren dichten Verkehrsverhältnissen und der engen Straßenbebauung.
Tag 24: Frohes Weihnachtsfest für euch
Die Tage des Advents sind in diesem Jahr etwas schneller verflogen als sonst. Was ist abschließend übrig geblieben?
Annette hat aus Kulanz der REWE-Gruppe doch noch den unerwarteten Geschenkkorb in Empfang nehmen können, aber sie musste sich wehren und Kräfte anderer mit einbeziehen, um nicht den Umtrieben der Abzockmaffia zu erliegen.
Auch bei Manfred haben sie versucht, ihn auf Abwege im Internet zu leiten, zum Glück ist er sehr besonnen, aber auch er überlässt die Neueinrichtung eines Computers gerne der nächsten Generation,
Olafs Smartphone ist nicht wieder aufgetaucht, er musste sich ein neues Smartphone besorgen und wird noch verstärkter auf die Installation von Tracking Software achten und der Passwort Autorisierung sehr viel mehr Aufmerksamkeit widmen.
Mariechen hat sich ein Herz gefasst und endlich auf digitales Banking eingeschwenkt, sie ist zwar noch unsicher und vorsichtig damit, sieht aber erste Erfolge und Erleichterungen. Das wird weitergehen!
Herbert und Ulrike können dank der offenen Gespräche mit den Kindern deren Unterstützung annehmen und besser vorbereitet die weiteren Jahre genießen. Sie haben vorgesorgt für sehr wichtige Entscheidungen. Der gesundheitliche Ausblick ist dadurch nicht besser geworden, aber sie müssen keine Sorge mehr haben, in ein digitales oder organisatorisches Chaos zu stolpern.
Die Seniorengruppe wird sich hoffentlich weiter treffen und Kenntnisse, Erfahrungen und Tricks miteinander teilen, aber auch erkennen, wo Gefahren bleiben und miteinander diese besprechen. Digitale Anwendungen begegnen uns überall, wir werden das Rad nicht zurückdrehen. Lasst uns diese Herausforderungen bewusst annehmen.
Und für mich selbst? Ich habe leider, wie in früheren Jahren, kein wirkliches Geschenk für meine Angehörigen und Freunde gekauft, oder gebastelt. Ich hoffe, dass ich den vielen Besuchern dieses Adventskalenders jedoch einige Minuten der Besinnung und einige Anregungen für Diskussionen mitgeben konnte. Danke besonders für eure Kommentare und Aufmunterungen.
Ich freue mich, dass es euch gibt.
Bleibt alle gesund und erlebt ein wunderschönes Weihnachtsfest mit der Familie und den engen Freunden,
und wenige Tage später einen guten Rutsch ins Neue Jahr.
Solltest du wirklich bis hierher durchgehalten haben, bitte ich um einen Kommentar an meine Email Adresse johann.petersen@gmx.de.
Hat es dir gefallen? Ist das Format oK? Welche Verbesserungen könntest du dir vorstellen? Welche Themen könnten behandelt werden. Ich denke daran, einen wöchentlichen Brief dieser Art zu gestalten.
Herzlichen Dank,
John